Das hat der arme Diskurs nicht verdient
Es ist eine Paradedisziplin vorrangig konservativer Politiker*innen, immer dann den direkten Kontakt zum (meist selbsternannten) Volk zu suchen, wenn es kriselt und sie sich um ihre Beliebtheitswerte sorgen. So weit, so menschlich. Allerdings kann es gefährliche Folgen mit sich bringen, wenn immerzu das Gespräch gesucht wird, der Common Sense jedoch außen vor bleibt.
Die Entwicklung von PEGIDA etwa wäre wohl weniger gruselig ausgefallen, hätten nicht schon bei den ersten kleinen Demonstrationen Amtsträger*innen eine fast neurotisch anmutende Gesprächsbereitschaft an den Tag gelegt. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden; Politiker*innen müssen ein gewisses Maß an Nahbarkeit und Diskussionsfreude zeigen, um als tatsächliche Repräsentant*innen ernst genommen zu werden. Der Diskurs ist das Fundament einer jeden freien und gerechten Gesellschaft und daher essenzieller Bestandteil der Demokratie.
Es ist sogar ein Zeichen von charakterlicher Stärke, sich leidenschaftlich, aber sachlich zu streiten und es auszuhalten, auch mal unbeliebte Positionen zu vertreten. Weitaus weniger beeindruckend ist jedoch, wenn die aufgebrachte Menge an einer wirklichen Diskussion nicht interessiert ist, sondern einfach nur lauthals rumbrüllen und wirre Behauptungen aufstellen möchte. Dann verkommt jede Gesprächseinladung zu einem Monolog von Menschen, die viel reden möchten, ohne etwas zu sagen zu haben.
Es ist sogar ein Zeichen von charakterlicher Stärke, sich leidenschaftlich, aber sachlich zu streiten und es auszuhalten, auch mal unbeliebte Positionen zu vertreten. Weitaus weniger beeindruckend ist jedoch, wenn die aufgebrachte Menge an einer wirklichen Diskussion nicht interessiert ist, sondern einfach nur lauthals rumbrüllen und wirre Behauptungen aufstellen möchte. Dann verkommt jede Gesprächseinladung zu einem Monolog von Menschen, die viel reden möchten, ohne etwas zu sagen zu haben.
Es ist ungemein wichtig, dass die Meinungsfreiheit in Deutschland ein hohes Gut ist, sogar eines der höchsten, und nur in absoluten Ausnahmefällen beschnitten werden darf. Auch die wirrsten und dämlichsten Meinungen sind von diesem Recht geschützt. Politiker*innen tun gut daran, hin und wieder auf die Bevölkerungsgruppen außerhalb ihrer Wähler*innenschaft zu hören. Und natürlich stärkt es die Demokratie, wenn auch konträre Meinungen aufeinander prallen, damit eine Diskussion entsteht, von der am Ende vielleicht sogar beide Parteien etwas mitnehmen. Und wenn schon niemand dadurch schlauer wird, dann hat zumindest eine Diskussion stattgefunden, was an und für sich fast immer gut ist. Fast immer.
Allerdings steht nirgendwo geschrieben, dass jede Meinung auch unbedingt angehört werden muss. Selbst der engagierteste Landesvater macht sich schnell lächerlich, wenn er den Kontakt zu Menschen sucht, um die der aufgeklärte Teil der Bevölkerung einen weiten Bogen macht. Es mag vielleicht das Pläsier einiger weniger masochistisch veranlagter Streitsüchtiger sein, sich mit Personen einzulassen, die in der Fußgängerzone oder auf dem Marktplatz vom drohenden Weltuntergang schwadronieren, Bill Gates die Schuld an Corona geben oder die Existenz von Viren gleich ganz abstreiten (in der Regel untermauert mit dem biologischen Wissen eines Kindes). Man muss es nicht respektieren, wenn den Wirrsten der Wirren ein Forum geboten wird, über das sie ihre – im wahrsten Sinne des Wortes – wahnsinnigen Behauptungen verbreiten können. Wieder einmal wird eine gesellschaftliche Randgruppe größer gemacht, als sie ist.
Allerdings steht nirgendwo geschrieben, dass jede Meinung auch unbedingt angehört werden muss. Selbst der engagierteste Landesvater macht sich schnell lächerlich, wenn er den Kontakt zu Menschen sucht, um die der aufgeklärte Teil der Bevölkerung einen weiten Bogen macht. Es mag vielleicht das Pläsier einiger weniger masochistisch veranlagter Streitsüchtiger sein, sich mit Personen einzulassen, die in der Fußgängerzone oder auf dem Marktplatz vom drohenden Weltuntergang schwadronieren, Bill Gates die Schuld an Corona geben oder die Existenz von Viren gleich ganz abstreiten (in der Regel untermauert mit dem biologischen Wissen eines Kindes). Man muss es nicht respektieren, wenn den Wirrsten der Wirren ein Forum geboten wird, über das sie ihre – im wahrsten Sinne des Wortes – wahnsinnigen Behauptungen verbreiten können. Wieder einmal wird eine gesellschaftliche Randgruppe größer gemacht, als sie ist.
Die verschwörungstheoretischen, antisemitischen, esoterischen oder offen rechtsextremen Akteur*innen profitieren davon, wenn ihnen die Medien, die sie sonst als Lügenpresse verunglimpfen, auch noch ständig eine Kamera ins Gesicht und ein Mikrofon unter die Nase halten. Diese Menschen sind am Diskurs nicht interessiert, sie nutzen ihn als Einbahnstraße zu propagandistischen Zwecken und höhlen seinen demokratischen Nutzen aus. Jeder Mensch, der sich auf dieses Spiel einlässt, kann nur verlieren. Die fundierten Gegenstimmen aus Politik oder Wissenschaft verpuffen angesichts dieser geballten Irrationalität wie ein Tropfen Sabber im Hochofen. Nein, das hat der arme Diskurs nicht verdient.
Es ist nicht undemokratisch oder überheblich, manche Formen der Meinungsäußerung mit einem hämischen Grinsen oder einem resignierenden Schulterzucken abzutun. Es stärkt nicht die Feinde der offenen Gesellschaft, wenn man sie vom zivilisierten Diskurs ausschließt – das tun sie durch ihre Inhalte und ihr Auftreten selbst. Es stärkt diejenigen, die sich an die Regeln des gesellschaftlichen Miteinanders halten und nicht in komödiantisch überzeichneter Kurzsichtigkeit verlieren.
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